Andreas Mettler
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Orchestrale Musik

Die Paderhalle vor dem Haydn-Konzert
Die Paderhalle vor dem Haydn-Konzert

Irgendwann hatte sich mein Vater die sechste Sinfonie von Beethoven als Schallplatte gekauft. Er kannte die Musik aus dem Film „Soilent Green“ und so wurde es zum Familienevent, eine Stunde lang mucksmäuschen still zu sein und dieser Musik zu lauschen. Normalerweise wird in solchen Situationen mein Protest-Gen aktiv und ich tue alles um eine solche Situation zu sabotieren und erkläre mich sofort zum akuten Feind des Dargebotenen. Beethoven war aber stärker als das Gen und so kam ich ein paar Wochen später aller Klischees eines 14-jährigen zum Trotz mit Beethovens 7. Sinfonie nach Hause. Diese zu hören wurde allerdings nicht mehr zum Familienevent, sie war ja nicht mit einer Schlüsselszene in einem Science-Fiction Film in Verbindung zu bringen (Zardos war meinem Vater zu dieser Zeit wohl noch nicht bekannt).

Mittlerweile werden meine Regale von der Last der Gesamtwerke meiner Lieblingskomponisten gedrückt und während meiner Arbeit befinde ich mich in orchestraler Dauerberieselung. Wobei hierfür nicht nur Klassiker, sondern auch kompetente Handwerker aus der Filmmusik, wie John Williams, Jerry Goldsmith oder James Horner zuständig sind. Hans Zimmer, den ich grenzenlos verachte, höre ich mittlerweile auch ganz gerne. Was an meiner Verachtung nichts ändert.

Einmal im Monat sitze ich per Abo in der Paderhalle in Paderborn im Sinfoniekonzert zwischen den Herrschaften einer Rentnergang ab 90. Und kann mich dabei grenzenlos jung fühlen. Ab und zu werde ich nach der offenbar verstorbenen Frau gefragt, deren Sitzplatz ich übernehmen durfte und bin natürlich hoffnungslos mit der Beantwortung dieser Fragen überfordert. Ansonsten freue ich mich über Komplimente, wie „da haben wir jetzt so einen netten jungen Mann bei uns“ oder „gehen Sie eigentlich noch zur Schule?“ Ab und zu kneift man mich dabei freundlich in die Backe. Das erlebt man als Mittvierziger nicht so oft. Manche meiner Sitznachbarn mögen etwas moderig duften, aber das hat man über mich als Teebaumöl-Fetischisten auch schon behauptet.

geschrieben von Andreas Mettler. Veröffentlicht: 25.11.2013

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