Brotlose Kunst
Die Welt ist so ungerecht! Wenn mir selbst etwas viel bedeutet, dann ist das meistens recht brotlose Kunst. Das fing schon mit den Computerspielen an, die ich als Jugendlicher programmierte. Und dann meine Kartenspiele und natürlich der Satirepatzer. Jede Woche ein neuer Satiretext, der eigentlich die Welt verändern müsste und einmal im Monat auch noch ein Video für das ich vor die Kamera springe. Aber nein: Meine Kunden wollen ganz andere Sachen: Texte für die Webseite, ein bisschen Marketing und ab und zu eine neue Webseite. Alles schöne Sachen, aber wo bleibt da die große Kunst?
Und dann arbeite ich auch immer wieder mal in meinem alten Beruf: Ich habe ja mal was (mehr oder weniger) richtiges studiert. Ne, eigentlich bin ich überhaupt kein typischer Sozialpädagoge. Vermutlich eher das Gegenteil. Dass ich trotzdem immer wieder eingestellt werde, sagt schon was aus über den Fachkräftemangel in unserem Land. Für die Klienten ist es sicherlich eine interessante Abwechslung, mal mit einem Sozialpädagogen zu tun zu haben, der vieles ist, aber eben kein Sozialpädagoge.
10 Jahre schreibe und filme ich jetzt schon Satire. Darüber musste ich ein Video drehen!
Ich bin 56 Jahre alt und träume immer noch davon, einmal mit den Sachen groß rauszukommen, die mir wirklich was bedeuten. Und mit 90 werde ich wohl immer noch davon träumen. Was bleibt mir auch anderes übrig? Ich bin dann vermutlich der älteste Youtuber der Welt. Oder bin ich das heute schon?
Ich muss natürlich auch immer doppelt so viel arbeiten als andere Menschen. Einmal die Arbeit für die Frühstücksbrötchen und einmal die Arbeit für mich. Keine Ahnung ob ich auf diese Weise wirklich 90 Jahre alt werde. Aber ich kann nicht behaupten, dass mein Leben langweilig wäre.
